Was sind Ratten?
Die Ratten (Rattus) sind eine Nagetiergattung aus der Gruppe der Altweltmäuse (Murinae). Die Gattung umfasst rund 65 Arten, von denen die meisten in Südostasien, Neuguinea und Australien verbreitet sind. Im Gefolge des Menschen haben insbesondere die Wanderratte und die Hausratte eine weltweite Verbreitung erlangt. In einem weiteren Sinn wird die Bezeichnung Ratten unsystematisch auch auf viele andere Vertreter der Altweltmäuse und anderer Nagetiere angewandt.
Woher kommen Ratten?
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Ratten umfasste
Südostasien von
Indien und China über die indonesische Inselwelt und reichte bis nach Neuguinea und Australien. Ratten gehören damit zu den wenigen Plazentatieren, die die Wallace-Linie überschritten haben und in der australischen Region heimisch wurden. Von allen landgebundenen Plazentatieren haben dies vor Ankunft der Menschen nur noch weitere Altweltmäuse geschafft. Heute sind die Wander- und die Hausratte weltweit verbreitet, auch die Pazifische Ratte hat ihr Verbreitungsgebiet auf zahlreiche pazifische Inseln ausgedehnt.
Ratten leben zum überwiegenden Teil in Wäldern. Ihre Lebensräume können von tief gelegenen Regenwäldern bis Gebirgswäldern variieren, die meisten Arten meiden die Nähe des Menschen. Einige Arten haben sich als Kulturfolger hingegen an die Nähe des Menschen angepasst und finden sich sowohl in Häusern als auch in Reisfeldern und anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Ratten als bedrohte Art?
Die Allgegenwart einiger Rattenarten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Rattenarten in ihrem Bestand bedroht sind. Wie bei vielen anderen Tieren sind besonders Inselendemiten betroffen. Die Gründe dafür liegen in der Verfolgung durch eingeschleppte Raubtiere, in der Bejagung und der Zerstörung ihres Lebensraums.
Zwei auf der Weihnachtsinsel vorkommende Arten, die Maclear-Ratte (Rattus macleari) und die Weihnachtsinsel-Ratte (Rattus nativitatis), sind ausgestorben. Die IUCN listet sieben Arten als „stark gefährdet“ (endangered): R. burrus, R. hainaldi, R. lugens, R. montanus, R. ranjiniae, R. simalurensis und R. vandeuseni. Sieben weitere Arten gelten als „gefährdet“ (vulnerable) und drei als „gering gefährdet“ (near threatened). Für 14 Arten sind „zu wenig Daten vorhanden“ (data deficient). Rund die Hälfte aller Rattenarten ist „nicht gefährdet“ (least concern).
Ratten und Kultur!
Die westliche Kultur sieht die Ratte hauptsächlich mit negativen Attributen behaftet. In der Fabel gelten Ratten - im Gegensätz zu Mäusen - als hinterhältig, feige und verschlagen. An diese Eigenschaften knüpft auch die Verwendung als Schimpfwort für Menschen an. In der Literatur tauchen Ratten als Verursacher schlimmster seelischer und körperlicher Qualen auf, etwa in Edgar A. Poes Brunnen und Pendel oder George Orwells 1984. Weit bekannt ist die Sage des Rattenfängers von Hameln. Neuere Kinderbücher versuchen dagegen, der Ratte durch eine positivere „Charakterisierung“ gerechter zu werden. Eine positive Rolle spielt eine Ratte in Kenneth Grahames Buch Der Wind in den Weiden von 1908. Auch im internationalen Film wird die Ratte zunehmend als positive Figur aufgewertet, beispielsweise im US-amerikanischen Animationsfilm Ratatouille aus dem Jahr 2007, in dem eine außergewöhnliche Ratte einem jungen Mann hilft, ein Meisterkoch zu werden und sein Glück im Leben zu finden.
Der asiatische und indische Raum hingegen misst der Ratte überwiegend positive Eigenschaften zu. So dient sie dem hinduistischen Gott Ganesha als Reittier und wird als Symbol für Intelligenz angesehen. Im Karni-Mata-Tempel werden tausende Ratten von Gläubigen mit Nahrung versorgt; es gilt als glückbringend, wenn einem Besucher eine der „heiligen“ Ratten über den Fuß läuft. Im chinesischen Tierkreis sowie generell in der chinesischen Astrologie nimmt die Ratte bzw. Maus (鼠, shǔ) die erste Position ein. Eine Ratte steht unter andererem für Ehrlichkeit und Kreativität.
(Anm. d. Autors: Ich bin ebenfalls im Chinesischen Tierkreis eine ratte^^)
Ratten und die Pest?
Pest: Yersinia pestis
Auch heute gibt es noch Menschen die Behaupten die Ratte wäre Schuld an der Pest oder auch dem Schwarzen Tod, doch stimmt das? Nein!
Die Pest wird bei Mensch und Tier durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst. Dieses Bakterium, eine Mutation des für den Menschen relativ ungefährlichen Bakteriums Yersinia pseudotuberculosis, ist sehr anpassungsfähig und es werden sehr viele verschiedene Varianten beschrieben.
Die Verbreitung der Pest hängt von der Verbreitung der Zwischenwirte ab. Wo diese festgestellt werden, sind immer auch Pestfälle möglich. Ob sie zu Epidemien auswachsen können, hängt von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise Resistenz der Bakterien gegen Medikamente, den vorherrschenden hygienischen Verhältnissen und der Bekämpfung der lokalen Zwischenwirte.
Die Pest kann auf verschiedene Weise übertragen werden: Zum einen durch den Biss von mit Krankheitserregern verseuchten Insekten, vorwiegend Flöhen, zum anderen durch Tröpfcheninfektion. Letztere Übertragungsart führt zur primären Lungenpest.
|